Medikamentöse Behandlung

 

Auch nach einer operativen Entfernung des Tumors können Krebszellen in der Brust zurückbleiben oder sich im ganzen Körper ausbreiten. Diese Zellen sind unsichtbar und können nicht durch Röntgenuntersuchungen oder Bluttests identifiziert werden. Sie können jahrelang im Körper zirkulieren und inaktiv bleiben oder aber plötzlich aktiv werden und Metastasen bilden. Mit Medikamenten versucht man, diese zirkulierenden Zellen zu zerstören, um einen Rückfall zu verhindern. Es gibt drei Möglichkeiten der Therapie: die Chemotherapie, die Hormontherapie und die Immuntherapie.

 

Welche Medikamente eignen sich für wen?

 

Wenn ein Tumor invasiv ist, sollte sich unbedingt eine medikamentöse Behandlung anschliessen. Ungefähr zwei von drei Frauen bleibt aber eine Chemotherapie erspart.

 

In der Regel gilt:

Wenn ich in der Menopause bin, die Achsellymphknoten nicht angegriffen sind und eine Hormontherapie möglich ist, wird diese einer Chemotherapie vorgezogen. In allen anderen Fällen, vor allem bei Frauen, die sich nicht in der Menopause befinden, wird die Chemotherapie bevorzugt, allein oder kombiniert mit der Hormontherapie und/oder der Immuntherapie. Die Reihenfolge ist wie folgt: Operation, Chemotherapie (4-6Monate), Immuntherapie (1 Jahr), Strahlentherapie (4-6 Wochen), Hormontherapie (5 Jahre).

 

Falls man im Körper bereits Metastasen hat (Krebsableger in anderen Körperorganen als der Brust) beginnt man die Behandlung mit einer Hormontherapie, die Chemotherapie folgt danach.

 

Wie funktioniert die Chemotherapie?

 

Die Chemotherapie zerstört die in unserem Körper verbreiteten Krebszellen (Zellteilung wird ausser Kraft gesetzt). Ein Nachteil dabei ist, dass durch die Chemo auch gesunde Zellen, wie die Haarwurzeln (darum der Haarausfall), geschädigt werden oder das Knochenmark angegriffen wird, wo die Blutzellen gebildet werden.

 

Die Medikamentenkombinationen werden durch Infusionen verabreicht, meist in der Praxis des Onkologen oder im Krankenhaus. Dauer der Behandlung 3-4 Stunden. Zeitraum: Alle 3-4 Wochen. Die Zeit dazwischen dient den gesunden Zellen (vor allem den weissen Blutkörperchen und den Blutplättchen) sich zu erneuern. Darum werden zur Kontrolle regelmässige Blutproben entnommen. Die Dauer der Chemotherapie erstreckt sich über 4-6 Monate.

 

Damit ein schmerzhaftes und manchmal auch vergebliches Suchen nach einer Vene wegfällt, verwendet man einen Port-Katheter. Ein kleiner Behälter (Port: 2 - 3cm) aus Metall oder Kunststoff wird mit örtlicher Betäubung unter die Haut beim Schlüsselbein eingepflanzt und ein Mini-Schlauch (Katheter) direkt an die Vene angeschlossen. Er dient zur Blutentnahme. Mit einer Spezialnadel wird dann nur noch der Port durch die Haut angestochen, ein kleiner Piks mit einer 100%-Trefferquote. Der Katheter wird am Ende der Chemotherapie unter örtlicher Betäubung wieder entfernt.

 

Bevor mit der Chemotherapie begonnen wird, sollte man noch die Zähne untersuchen und ggf. behandeln lassen (Karies oder Abszesse). Man verfolgt damit das Ziel, möglichst alle Infektionsquellen zu beseitigen, die meine Abwehrkräfte während der Behandlung schwächen.

 

 

Unerwünschte Nebenwirkungen?

 

Wohl jeder macht sich mehr oder minder schreckliche Vorstellungen von Krebs und deren Behandlung, aber im Unterschied zu den Möglichkeiten vor 10 bis 15 Jahren stellt sich die Situation heute wesentlich besser dar. Es gibt Medikamente, die zusätzlich zur Chemotherapie verabreicht werden. Sie helfen, die Nebenwirkungen erfolgreich zu bekämpfen oder zu verringern. Übelkeit und Erbrechen treten dadurch viel seltener auf.

 

Die Dosierung und Mischung der Medikamente variiert gemäss Therapieschema. Darum leidet man nicht immer unter denselben Nebenwirkungen

 

Nebenwirkungen, denen man mit Hilfe von Medikamenten entgegnen kann, sind:

  • Übelkeit, Erbrechen, Aphten und Mundtrockenheit
  • Verstopfung oder Durchfall
  • Abnahme der roten Blutkörperchen (Anämie und Erschöpfung), der weissen Blutkörperchen (geschwächtes Immunsystem und Infektionsrisiko), der Blutplättchen (Problem mit der Blutgerinnung bei einer Verletzung, blaue Flecken, Blutergüsse bei Quetschungen)

 

Nebenwirkungen, die noch nicht vermieden werden können, sind:

  • Müdigkeit
  • Haarausfall inklusive Ausfall der Augenbrauen
  • Ausbleiben der Monatsblutung, seltener frühzeitige Menopause

 

Alle Nebenwirkungen verschwinden einige Wochen oder Monate nach der Chemotherapie wieder. Meine Haare wachsen wieder, am Anfang oft etwas gekräuselt aber bald darauf bekomme ich meine alte Haarpracht wieder. Bin ich jung, dann bekomme ich meine Mens zurück. Je älter ich bin, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer frühzeitigen Menopause.

 

Meinem Arzt kann ich helfen, die Nebenwirkungen besser zu behandeln, in dem ich den Zeitpunkt, die Dauer und die Intensität des Symptoms notiere.

 

Steigt das Fieber aber über 38 Grad sollte ich mit meinem Arzt oder Notarzt Kontakt aufnehmen.

 

 

Hilft die Kältehaube die Haare zu behalten?

 

Während der Chemotherapie kann man eine Kältehaube tragen. Durch die Kälte zirkuliert das Blut unter der Kopfhaut langsamer. Die Haarwurzeln werden weniger von den Medikamenten angegriffen. Aber aufgepasst: Die Haube ist je nach Mischung der Medikamente mehr oder weniger wirksam. Sie sollten sich darum unbedingt von einem Onkologen beraten lassen.

Was geschieht genau unter der Haube? Die Haube enthält ein Gel, das im Gefrierfach gekühlt wird. Meine Haare sind nass und die Haube wird auf meinem Kopf befestigt. Alle 45 Minuten wird die Haube gewechselt. Das ist schmerzfrei. Die Kälte kann allerdings unangenehm sein. Ein Halstuch oder eine warme Decke können dagegen helfen. Manchmal kann es durch die Kälte zu Kopfschmerzen kommen.

Frau Dr. med. Katharina Buser vom Brustzentrum Bern: „Einige Studien haben Fragen zwischen der Häufung von Kopfhautmetastasen und der Anwendung von der Kältehaube gestellt, aus diesem Grund raten wir unsere Patientinnen von dieser Methode ab, wenn die axillären Lymphknoten befallen sind.“

 

Kann man während der Chemotherapie weiter arbeiten?

 

In der Regel ist man während der ersten Wochen krankgeschrieben. Danach entscheidet die Art der Arbeit, die Nebenwirkungen und mein Gesundheitszustand über die Wiederaufnahme der Tätigkeit. Einige Frauen arbeiten halbtags, andere ganztags, andere gar nicht. Wenn immer möglich, ist es besser eine Tätigkeit auszuüben, um sich abzulenken und nicht nur zwischen Krankenhaus und zu Hause hin und her zu pendeln.

 

Was ist eine Anti-Hormontherapie?

 

Wenn ein Brusttumor hormonsensible Zellen hat, wird das Wachstum der Krebszellen durch das weibliche Hormon Östrogen stark gefördert. Mithilfe dreier Medikamente gelingt es, dieses Hormon „einzufangen“ und auszuschalten: Tamoxifen, GnRH-Analoga und Aromatasehemmer. Man spricht daher auch von einer antihormonellen Therapie (AHT). Tamoxifen und Aromatasehemmer werden über einen Zeitraum von 5 Jahren eingenommen. GnRH-Analoga verabreicht man 2 bis maximal 5 Jahre. Aber: Nur gewisse Krebsarten reagieren empfindlich auf Hormone, deshalb untersucht man zuerst den Tumor unter dem Mikroskop. Frauen, mit einem Hormonrezeptor-positiven Tumor reagieren gut auf diese zielgerichtete Behandlung.

 

Tamoxifen

 

Dieses Medikament verhindert den Östrogeneinfluss auf den Tumor. Darum wird es für Frauen vor der Menopause bevorzugt. Es wird als Tablette eingenommen.

 

Mögliche Nebenwirkungen: Hitzewallungen, Ausfluss, seltener Thrombosen und Gebärmutterschleimhautkrebs. Die Monatsblutung kann bei manchen Frauen während der Behandlung mit Tamoxifen ausbleiben. Sie setzt nach Absetzen des Medikamentes wieder ein. Als gute Nachricht kann man erwähnen, dass das Medikament einen günstigen Effekt bei der Vorbeugung von Osteoporose hat.

 

Gut zu wissen: Während einer Schwangerschaft darf man Tamoxifen nicht einnehmen. Die Pille kann bei Brustkrebs ebenfalls nicht eingenommen werden. Verhütungsmethoden wie die hormonfreie Spirale oder Präservative sind in diesem Fall geeignet.

 

Die GnRH-Analoga

 

Bei jungen Frauen, die einen aggressiven Krebs haben provoziert man eine vorübergehende Menopause mit GnRH-Analoga (Zoladex, Lucrin u.a.). Die Eierstöcke produzieren in diesem Fall kein Östrogen.

 

Das Medikament wird einmal pro Monat über einen Zeitraum von 2 bis maximal 5 Jahren gespritzt und zusätzlich zum Tamoxifen eingenommen. Mögliche Nebenwirkungen: Müdigkeit, Hitzewallungen, Gewichtszunahme. Die Monatsblutungen setzen im Behandlungszeitraum aus. Schwangerschaften können in dieser Zeit nicht auftreten.

 

Die Aromatasehemmer

 

Sie blockieren die Herstellung von Östrogen. Es gilt als wirksameres Medikament als Tamoxifen. Es wird als Tablette eingenommen. Es ist nur für Frauen geeignet, die bereits in der Menopause sind. Ein Einsatz vor der Menopause ist nicht wirksam und kann Zysten in den Eierstöcken hervorrufen. Mögliche Nebenwirkungen: Müdigkeit, Hitzewallungen, vaginale Trockenheit, Glieder und Muskelschmerzen, leichter Haarausfall, erhöhtes Risiko von Osteoporose und Knochenbrüchen. Aus diesem Grund erhält man zusätzlich Kalzium und Vitamin D und die Knochendichte wird kontrolliert.

Versuchen Sie sich so zu ernähren, dass Sie täglich ausreichend Calcium zu sich nehmen: Milch, Hartkäse oder weicher Käse, Joghurt aber auch Brokkoli, Fenchel, Spinat, Nüssen und Sesam. Ersetzen Sie Leitungswasser durch Mineralwasser, das reich an Calcium ist (Adelbodner, Eptinger, Hépar, Contrex, Valser, Aproz). Enthält meine Ernährung genügend Calcium? Mehr Informationen dazu auf der Webseite der Rheumaliga Schweiz.

 

Kann man während der Hormontherapie weiterarbeiten?

 

Ja, auch ganztags, denn die Nebenwirkungen sind nicht allzu stark.

 

Was ist die Immuntherapie?

 

Die Behandlung beginnt im Anschluss an die Chemotherapie und dauert ein Jahr. Die Krebszellen besitzen an ihrer Oberfläche Antigene, welche das Zellwachstum beschleunigen können. Antikörper, welche gegen das Antigen gerichtet sind, werden als Infusion verabreicht und inaktivieren das Antigen. Die Krebszellen werden so zerstört und können sich nicht mehr ausbreiten. Der Antikörper ist das Medikament Herceptin und wird als Infusion alle drei Wochen verabreicht. Achtung: Nur eine von fünf Krebsarten reagiert auf diese Antikörper Therapie. Aus diesem Grund wird der Tumor unter dem Mikroskop zuerst definiert. Wenn es sich um den Typ HER 2 positiv handelt, kann die Immuntherapie eingesetzt werden. Mögliche Nebenwirkungen: Gefühle wie Grippe, Übelkeit, Durchfall, Herzmuskelschädigung (aus diesem Grund wird das Herz untersucht).

 

Kann man weiterhin arbeiten?

 

Ja, problemlos, auch ganztags. Die Nebenwirkungen sind gering.

 

Woran erkenne ich, dass die Behandlung mit den Medikamenten greift?

 

Am Ende meiner Behandlungen durch Chemotherapie, Hormontherapie und Immuntherapie frage ich mich, ob diese wirkungsvoll war? Dies ist sicher nicht sofort erkennbar, sondern erst mehrere Jahre nach Abschluss zu bestätigen. Wenn nach 5 Jahren keine Krebszellen auftauchen spricht man von Heilung. Es ist selten, dass nach dieser Frist erneut Krebszellen in der Brust auftauchen oder dass sich Metastasen (Krebsableger in anderen Körperteilen als der Brust) bilden. Ein Restrisiko bleibt, siehe auch „Nach der Behandlung“.

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