Haarausfall

 

Wie gehe ich mit dieser schmerzlichen Erfahrung um?

 

Haarausfall ist deshalb so belastend, weil sich dadurch Dein Aussehen stark verändert und Dein Körperbild beeinträchtigt wird. Haare sind ein Zeichen von Gesundheit, vor allem aber von Weiblichkeit und Verführung. Dein Gesichtsausdruck verändert sich ohne Haare. Die Krankheit wird auf einen Schlag sichtbar und kann Beziehungen in Deinem engeren Umfeld verändern. Auch für Deinen Partner und die Kinder ist diese Situation neu und schmerzlich. Kurzum, auch wenn Haarausfall für Ärzte nur ein vorübergehender Nebeneffekt ohne anhaltende Wirkung ist, so bleibt es für Dich ein belastender Moment. Man muss lernen, mit den Veränderungen umzugehen.

 

Was hilft, die Situation zu meistern? Eine Perücke kann Dein Selbstbewusstsein stärken und schützt vor den Blicken der Anderen. Oder, Du kannst einen neuen Look ausprobieren: Tücher für den Sommer, Sonnenhüte, Kappen, Turbane, Mützen zum Schlafen, etc.

 

Vergiss nicht, dass der Grund für Deinen Haarausfall in den Medikamenten liegt, die im Innern Deines Körpers gezielt gegen die Krebszellen vorgehen und Dich heilen.

 

Familie: Kleine Kinder, die es lieben, mit den Haaren der Mutter zu spielen, sind wegen des Haarausfalls oft sehr besorgt. Am Besten Du bereitest sie darauf vor und beruhigst sie dahingehend, dass die Haare wieder wachsen! Manche Kinder erschrecken regelrecht, wenn sie die Mutter ohne Haare sehen. Trag darum stets eine Perücke oder Tücher, gerade wenn es auch einmal nachts zum Kuscheln kommen sollte.

 

Partner: Dein Partner kann schon dadurch hilfreich und unterstützend sein, wenn er Deine Ängste und Frustrationen in dieser Situation verständnisvoll akzeptiert. Zweisamkeit: Haare können zweifelsohne Sinnlichkeit ausstrahlen, aber eine Perücke hat oftmals auch schon positive Wirkung!

 

Siehe auch: „Shaving it all off" vor Beginn der Chemotherapie berichtet Kristy von ihren Erfahrungen zum Thema Haare (englisches Video).

 

Warum fallen Haare aus?

 

Die Chemotherapie wirkt gezielt gegen die schnell wachsenden Krebszellen. Allerdings gibt es auch bestimmte gesunde Gewebearten mit hohen Zellteilungsraten. Dazu gehören unter anderem die Haarwurzelzellen. Deshalb verliert man während der Behandlung die Haare. Die gute Nachricht ist, dass sich die Zellen der Haarwurzeln sehr rasch regenerieren und die Haare nach Ende der Chemotherapie wieder wachsen. Garantiert!

 

Verliere ich alle meine Haare?

 

Dein Arzt kann meist im Vorfeld schon abschätzen, welche Auswirkung eine geplante Chemotherapie auf Deine Haare haben wird. Frag darum nach der Dosierung.

 

  • Bei der ersten Chemotherapie mit dem Ziel, den Krebs abzutöten und Dich zu heilen, ist die Dosierung hoch und Du verlierst Deine Haare (innerhalb von 2 bis 3 Tagen), unabhängig von ihrer Beschaffenheit. Sie fallen 15 Tage nach der ersten Behandlung aus. Die Kopfhaut kann kurz davor kribbeln. Es ist die gesamte Körperbehaarung betroffen: Haupthaar, Augenbrauen, Wimpern, Schamhaar, Achselhaar, Beinbehaarung.
  • Bei der Behandlung von Metastasen, mit dem Ziel, die Ausweitung des Krebses zu verhindern, wird eine geringere Dosis über einen längeren Zeitraum verwendet. Es fallen nicht alle Haare aus, manchmal sogar gar keine. Dabei spielt die Beschaffenheit der Haare eine Rolle.

 

Kann der Haarausfall verhindert werden?

 

Das Tragen einer speziellen Kühlhaube während der Chemotherapie ist eine Möglichkeit, Haarausfalle zu verhindern oder zu verringern. Allerdings funktioniert sie nicht bei allen Medikamenten (informiere Dich beim Arzt).

 

Wie funktioniert die Kühlhaube? Die mit Gel gefüllte Haube wird tiefgefroren und anschliessend während der Chemobehandlung auf den Kopf gesetzt. Sie vermindert beim Tragen die Durchblutung der Kopfhaut. Sobald sie sich erwärmt, wird sie ausgetauscht. Ergebnis: Die Haarwurzeln werden vom Medikament nicht erreicht und dadurch nicht geschädigt.

 

Risiko? Da die Kopfhaut vom Medikament nicht erreicht wird, kann es später zur Bildung von Metastasen auf der Kopfhaut kommen. Neuere Studien bestätigen dieses Risiko aber nicht. Einige Therapiezentren verzichten aber momentan auf die Kühlhaube, weil es auch keine eindeutigen Belege für deren Wirksamkeit gibt.

 

Gut zu wissen: Egal ob mit oder ohne Kühlhaube, Deine Haare wachsen auf alle Fälle nach der Chemotherapie wieder.

 

Wachsen die Haare wieder wie zuvor?

 

Die Haare wachsen wieder, sobald der Körper das Medikament ausgeschieden hat, ungefähr vier bis sechs Wochen nach Abschluss der Chemotherapie. Freue Dich, sie wachsen in normalem Tempo, circa 1 cm im Monat, oft sogar schöner als zuvor. Es gibt also keine negativen Auswirkungen auf Qualität, Beschaffenheit und Farbe der Haare.

 

Es kann vorkommen, dass die ersten neu wachsenden Haare, etwas verändert sind (welliger, dünner, heller, fülliger). Das liegt an den noch nicht vollständig regenerierten Haarwurzelzellen. Die Haare werden aber nach und nach dicker und bekommen wieder ihre ursprüngliche Farbe. Nach 3 bis 4 Monaten sind die Haare wieder ganz gesund. Sie sind oft fülliger, weil sie alle zur gleichen Zeit wachsen (vorher waren sie ja in unterschiedlichen Wachstumsstadien).

 

Tipp vom Profi: Wenn Deine Länge 1 bis 2cm erreicht hat, geh zum Friseur und lass die Spitzen schneiden (nur ein paar Millimeter). Der erste Flaum wird entfernt und Du erhältst einen peppigen Schnitt.

 

Siehe auch:

Wie wachsen die Haare nach der Chemotherapie? Angie hat sich Monat für Monat in dem Video fotografiert.

 

Was kann ich bereits vor der Chemotherapie tun?

 

Als Vorbereitung: Kaufe am Besten vor Beginn der ersten Behandlung eine Perücke oder zwei bis drei Tücher, einen Turban, Baumwollmützen oder ein bis zwei Hüte.

 

Hilfreich für Dich und Dein Umfeld: Fachleute empfehlen Frauen mit langen Haaren einen Zwischenschnitt bis hin zu einer Kurzhaarfrisur. Das ist hilfreich, denn Deine Umgebung gewöhnt sich schnell an die neue Frisur, die Du später durch eine Perücke ersetzen kannst. Jede Frau sollte das individuell für sich festlegen. Oft entscheiden sich Frauen mit langen Haaren doch erst ganz am Schluss, das Haar kurz schneiden zu lassen. Warte aber nicht, bis sie ausfallen, sondern handle vorher! Das ist weniger schmerzlich für Dich, als hilflos die Haare nach und nach ausfallen zu sehen.

 

Was kann ich während der Chemotherapie tun?

 

Durch das Medikament verlierst Du nur begrenzt Dein Haar:

 

Gehe sehr vorsichtig mit Deinem Haar um, verwöhne es, denn es kann durch die Chemotherapie schnell an der Haarwurzel abbrechen. Wasche Dein Haar am Abend vor der Behandlung mit lauwarmem Wasser und möglichst wenig mildem Schampoo. Gerade beim Waschen verlierst Du viele Haare (empfehlenswerter Rhythmus: alle 4 bis 7 Tage). Vermeide kräftiges Trockenreiben mit den Händen, föhne auf kühler, niedriger Stufe oder lasse sie an der Luft trocknen. Verwende eine weiche Bürste und verzichte auf zu starkes Kämmen bzw. Bürsten. Schlafe auf einem weichen Satinkissen und färbe Deine Haare in dieser Zeit nicht. Verwende kein Haarspray oder Gel.

 

Durch das Medikament verlierst Du alle Deine Haare:

 

Sammle Deine Haare mit einer weichen Bürste ein, bevor sie sich verknoten. Ärzte empfehlen, die Haare mit einem elektrischen Rasierer mit Langhaaraufsatz schonend bis auf 3 bis 4mm Länge zu kürzen. Achte auf Deine Kopfhaut, sie ist nach dem Verlust der Haare sehr empfindlich, die Haare wachsen ja nicht sofort nach, aber die Haarwurzeln sind weiterhin vorhanden. Durch die kurzen Haare hast Du einen Vorteil bei der Pflege, Du bist ruckzuck fertig und brauchst weniger Schampoo.

 

Was kann ich nach dem Haarausfall tun?

 

Auch eine Kopfhaut ohne Haare braucht Pflege. Die Chemotherapie trocknet die Kopfhaut aus, sie wird sehr temperaturempfindlich und kann auf Textilien reagieren. Gehe sorgfältig mit ihr um; drei Tipps helfen Dir dabei:

 

Sanfte Pflege: Reinige die Kopfhaut mit lauwarmem Wasser (zu heisses Wasser kann Juckreiz fördern) und einem sehr milden Schampoo, massiere die Kopfhaut sanft, um die Blutzirkulation zu fördern und trockne sie danach sachte mit einem Schwamm. Schlafe auf einem weichen Satinkopfkissen, das Deine Haut verwöhnt.

 

Feuchtigkeit: Benutze für Deine Kopfhaut die fetthaltige Salbe Excipial oder eine Feuchtigkeitscrème mit Mandelöl für empfindliche Haut. Die Salbe zieht auf feuchter Haut schneller ein, am Besten direkt nach dem Duschen auftragen.

 

Schutz: Die Kopfhaut solltest Du unbedingt vor Sonne (Sonnenhut, UV Schutzfaktor+50 oder Sonnenblocker) und vor Kälte (warme Kopfbedeckung im Winter) schützen. In der kalten Jahreszeit wird der Wärmeverlust dadurch eingegrenzt, denn der Kopf reagiert sehr empfindlich auf Kälte. Für die Nacht eignet sich eine weiche Mütze oder ein Turban als Wärmeregulator.

 

Wie kann ich das Haarwachstum unterstützen?

 

Es geht nicht schneller als die Natur es vorsieht, das heisst, die Haare wachsen circa 1 cm pro Monat; aber man kann schon etwas tun, um das Haarwachstum und die gesunde Struktur des Haares zu fördern.

 

Was sicher nichts nützt, ist wiederholtes Schneiden der Haare, um sie kräftiger zu machen. Besser ist es auf die Wurzeln einzuwirken und die Blutgefässe zu nähren.

Das geht folgendermassen:

 

Massiere jeden Tag sanft kreisend, vom Nacken zum Scheitel, 2 bis 3 Minuten die Kopfhaut, damit die Blutzirkulation angeregt wird, was wiederum dem Wachstum nützt. Wenn es im Stehen zu anstrengend ist, setze Dich hin und stütze Deine Arme auf einem Tisch ab.

 

Pflege Deine Kopfhaut durch die fetthaltige Salbe Excipial oder eine Feuchtigkeitscrème mit Mandelöl für empfindliche Haut, wasche den Kopf mit mildem Schampoo und lass eine Spülung für trockene und brüchige Haare einwirken.

 

Wärmen: Kälte verengt die Gefässe, was die Blutzirkulation lähmt und das Wachstum hemmt. Wärme Deine Kopfhaut Tag und Nacht mit einer Perücke, einer Kappe oder Tüchern. Die Kopfbedeckungen hindern das Haarwachstum nicht.

 

Gesunde Ernährung und Vitalstoffe fördern das Wachstum und garantieren gesunde Haare. Bevorzuge vitaminreiche Lebensmittel mit lebenswichtigen Nährstoffen:

  • Vitamine sind in allen naturbelassenen Nahrungsmitteln wie Früchten und rohem Gemüse enthalten
  • Eiweiss, Mineralstoffe (Eisen, Schwefel, Zink, Magnesium) und Vitamin B sind in Soja, Linsen, Eier, Thun, Meeresfrüchte, Hähnchen, Mandeln, grünem Gemüse, Vollwertmüsli, Algen, Bananen, dunkler Schokolade, natürlichem Mineralwasser
  • Essentielle Fettsäuren und Vitamin E sind in Mandeln, Olivenöl, Lachs, Thunfisch, Leinöl, Avocado

 

 

Siehe auch:

Wie verwöhne ich meine Haare nach der Chemotherapie? Martine Mahé ist Fan einer natürlichen Haarpflege und zeigt konkrete Anwendungen unter „soin à faire chez soi" auf der Webseite guerir.org.

 

Gibt es auch Medikamente für eine Stärkung des Haarwachstums?

 

Ja, Minoxidil stabilisiert den Haarausfall und kann den Haarneuwuchs unterstützen. Das Mittel ist aber für eine durch die Chemotherapie empfindliche Kopfhaut nicht geeignet, denn es kann zu einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff kommen. Verwende es darum in den ersten Monaten nach der Chemotherapie nicht. Die Haare bekommen ihre Vitalität auch ohne dieses Medikament wieder.

 

Allerdings ist Minoxidil wirksam bei Kopfhaarverdünnung, verursacht durch Tamoxifen oder Aromatasehemmer. Dann wird Dir das Medikament vom Arzt verschrieben. Die Kosten werden aber nicht von der Krankenkasse übernommen. Erkundige Dich nach den Nebenwirkungen.

 

Merke: Es nützt nichts, wenn Du Minoxidil vor der Chemotherapie einnimmst, das verhindert den Haarausfall nicht.

 

Wann kann ich meine Haare wieder färben?

 

Sobald die Haare 2 bis 3 cm lang sind, kannst Du eine pflanzliche Haarfarbe (z. B. Logona Pflanzenhaarfarbe, erhältlich online oder im Bioladen) oder eine milde Tönung (auswaschbar) verwenden. So schonst Du Deine sensible Kopfhaut noch ein wenig. Erst 6 Monate nach Ende der Chemotherapie kannst Du die Haare wieder bleichen, entfärben oder Dauerwellen machen lassen.

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