Beratung

 

Einige Tips, auch wenn eine Online-Beratung nicht möglich ist!

Warum habe gerade ich Krebs bekommen?

 

Die Warum-Frage stellen sich die meisten Krebsbetroffenen. Früher gab es die Vorstellung, dass vor allem Menschen von Krebs betroffen sind, die unterwürfig, angepasst, unsicher sind und Ärger nicht ausdrücken können. Typischerweise sind es Frauen, die sich vorwerfen, zu viel Ärger geschluckt oder zu viel für andere und zuwenig für sich selbst getan zu haben. Die Idee dieser „Krebspersönlichkeit“ ruft unnötige Schuldgefühle hervor.

  • Keine Frau trägt Schuld an ihrer Erkrankung
  • Psychische Probleme oder schwierige Lebensumstände können keinen Brustkrebs hervorrufen
  • Die Forschungsergebnisse zeigen heute klar, dass es eine „Krebspersönlichkeit“ nicht gibt

Krebs: wie kann ich den Schock überwinden?

 

Die Diagnose Krebs reisst jede Frau aus ihrem Alltag heraus und stürzt viele in eine existentielle Krise. Nichts ist mehr wie es war, der Boden wird mir unter den Füssen weggerissen. Meine Zukunftspläne und Wünsche werden in Sekunden aufgelöst. Schlagartig wird mir die Verletzlichkeit meines Lebens und dessen Endlichkeit bewusst.

Nach der ersten Fassungslosigkeit beginnen die Gefühle zwischen Wut, Schuld und Scham, dem Gefühl der Ungerechtigkeit und der Auflehnung gegen das Schicksal, zu schwanken. Ablehnung gegen die Krankheit (vielleicht haben sich die Ärzte geirrt, vielleicht wurde etwas verwechselt, vielleicht erwache ich plötzlich wie aus einem bösen Traum) macht sich breit.

Manche verhandeln, erbetteln sich insgeheim vom Schicksal, von Gott oder vom Universum doch wenigsten noch ein paar Jahre Zeit, bis die Kinder grösser sind, bis der Ehemann in Pension gehen kann, das Enkelkind doch noch zu sehen oder doch wenigstens, die nächste Weihnacht erleben zu können.

Schliesslich kann ich die Krankheit langsam verstehen. Ich komme nun vielleicht langsam zum Entschluss weiter zu leben und das Beste daraus machen. Ich fange an, mich über die Krankheit zu informieren, mir zu überlegen, was es für mich, meinen Körper, meinen Alltag, meine Angehörigen und Arbeitsgeber bedeuten wird.

Der Mythos vom „fighting spirit“ taucht immer wieder auf. Er beschreibt eine aktive, kämpferische Haltung der betroffenen Frau im Umgang mit der Krankheit. Wissenschaftlich gesehen wird aber diese Bewältigungsstrategie uneinheitlich beurteilt. Sind Sie seit je eine kämpferische Person, so ist der Einsatz dieser Strategie für Sie das richtige. Sind Sie aber eher passiv so können Sie sich nicht so leicht umkrempeln und dürfen ruhig Ihre gewohnten Bewältigungsstrategien einsetzen.

Lebensumstände, die Familie, der Partner, die Partnerin, soziale Beziehungen, psychische Gegebenheiten, Ihre eigenen Ressourcen (Begabungen, Talente, Interessen) und Erfahrungen entscheiden darüber, wie Sie mit der Krankheit und all ihren Folgen umgehen können.

Scheuen Sie sich nicht, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen! Oft sieht man in schwierigen Situationen seine eigenen Fähigkeiten nicht mehr oder kann diese nicht mehr in den Alltag einbinden.

Von psychologischer Hilfe kann auch Ihr Partner oder Sie gemeinsam als Paar profitieren.

Wird mein Leben so sein wie zuvor?

 

Wohl kaum.

Die Erfahrung einer lebensbedrohlichen Erkrankung eröffnet die Gelegenheit, sein Leben zu überdenken, seinem Leben eine neue Richtung zu geben oder einfach sein Leben mit anderen Augen zu sehen.

Die Erfahrungen die Sie machen werden, werden ihren Blick auf ihr Leben, ihre Beziehungen, ihren Alltag verändern. Veränderung muss nicht eine Verschlechterung bedeuten, im Gegenteil: es können sich Ihnen ganz neue  Wege eröffnen!

 

Fühle ich mich noch als Frau?

 

Trotz Emanzipation, trotz sexueller Revolution, trotz Frauenbewegung und vier Frauen im Bundesrat, wird der Wert einer Frau in unserer Gesellschaft noch immer an Jugend, Schönheit und körperlicher Unversehrtheit gemessen.

Der Einbruch einer Krankheit kann die Wahrnehmung und das Erleben des eigenen Körpers massiv erschüttern. Insbesondere Erkrankungen und Eingriffe an der Brust, dem Symbol der Weiblichkeit, können arg an unserem Körperbild (= eigenes Bild über Grösse, Form und Gestalt des Körpers und den damit verbundenen Gefühlen) rütteln.

Nebst der Trauer um den Verlust der körperlichen Unversehrtheit, resultieren oft aus den Folgen eines Brustkrebs Minderwertigkeitsgefühle. Oft gefalle ich mir nicht mehr, ich bewerte mich selbst als unattraktiv, bin unzufrieden mit meinem Aussehen, fühle mich unvollständig, habe Angst mich wieder sexuell zu betätigen. Ich gelange dadurch in den Strudel einer Negativ- Spirale.

Wie der eigene Körper erfahren wird, ist in hohem Mass subjektiv und ist ein Produkt eigener Vorstellungen, Gedanken und Gefühle!

Überdenken Sie, wie Ihr weibliches Selbstverständnis vor Einbruch der Krankheit war. Waren Sie mit sich und Ihrem Äusseren zufrieden oder waren Sie schon immer sich selbst gegenüber sehr kritisch eingestellt? Was hat zu Ihrem weiblichen Selbst vor der Erkrankung beigetragen? Ausschliesslich Ihr Körper? Gab es noch andere Dinge, die Sie als Frau aufbauten?

Unzufriedenheit mit sich und seinem Körper und den damit verbundenen Minderwertigkeitsgefühlen  führen meist zu Störungen in der Erotik. Vorstellungen über das eigene Körperbild scheinen einen direkten Einfluss auf den Wunsch nach sexueller  Aktivität und Frequenz des Geschlechtsverkehrs zu haben (siehe auch Intimsphäre).

Traurigkeit über den Verlust und/ oder Umgestaltung eines geliebten, gewohnten Körperteils, in Ihrem Fall der Brust, ist normal. Denken Sie aber daran, eine Trauerzeit ist beschränkt. Verharren Sie nicht allzu lange in der Traurigkeit! Sie leben, Sie sind eine Frau. in Ihnen schlummern sehr viel mehr Kräfte als Sie glauben! Es gibt vieles zu entdecken und neu zu gestalten!

 

Und meine Partnerschaft? Wie geht es meinem Partner? Kann mein Partner mir helfen?

 

Anmerkung: zur Vereinfachung der Lesbarkeit wird der Begriff „Partner“ in der männlichen Form benutzt der aber sowohl die weibliche als auch die männliche Person beinhaltet und gleichbedeutend steht für Ehemann, Lebenspartnerin, Freundin.

Die Angehörigen leiden mit. Beim Partner findet man im Verlaufe der Krankheit ebenso häufig behandlungsbedürftige Depression, Angst und Erschöpfung. Besonders oft fühlt sich der Partner hilflos, während Sie zumindest während der Behandlung daran festhalten können, dass „etwas getan“ wird. Sie sind mit ihrem ganzen Körper und Sein involviert. Die Angehörigen aber fühlen sich hilflos ausgeliefert.

Emotional als auch auf praktischer Ebene sind die Partner in der Regel die wichtigsten Unterstützungspersonen. Auf psychischer Ebene sind sie mitbetroffen, sie teilen in der Regel die Ängste der direkt Betroffenen.

Nicht selten erfüllen die Partner ihre Unterstützungsfunktion bis zur Erschöpfung. Der Alltag muss in der Behandlungsphase neu strukturiert werden, neue, ungewohnte Aufgaben fallen nun dem Partner zu.

Manchmal reagiert der Partner mit Hyperaktivität, stürzt sich umso mehr in ausserhäusliche Arbeit, zieht sich zurück.

Krebserkrankung ist, ebenso wie das subjektiv eng damit assoziierte Sterben und die Bewusstwerdung unserer Endlichkeit, noch immer ein Tabuthema. Damit wird es schwierig mit anderen Menschen darüber zu reden. Nicht nur Ihnen fällt es schwer, auch Ihrem Partner. Sie haben, während der Behandlung, medizinisches Fachpersonal um sich und werden mit diesen reden können. Ihrem Partner bleibt dies oft verwehrt, vielleicht ziehen sich auch Freunde zurück.

Das Tabu kann auch ins Gegenteil kehren: manche Paare finden für Monate kein anderes Gesprächsthema mehr.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben klar gezeigt, dass der Heilungsprozess schneller und komplikationsloser in einer liebe- und verständnisvollen  Partnerschaft verläuft.

In einer, schon vor Erkrankungsausbruch, Konflikt beladenen Beziehung, wird sich der Krankheitsverlauf meist schwieriger gestalten.

Das bedeutet, dass schwierige Beziehungen gerade jetzt geklärt werden müssen!

Das Wichtigste: reden Sie miteinander! Teilen Sie sich Ihrem Partner mit! Fragen Sie nach seinen Gefühlen und Ängsten! Planen Sie zusammen Ihren Alltag! Nehmen Sie sich Zeit füreinander, verbringen Sie Zeit miteinander, jetzt umso mehr!

 

Ich habe Kinder. Soll ich ihnen sagen, dass ich Brustkrebs habe?

 

Kinder spüren sehr schnell, wenn in der Familie etwas nicht in Ordnung ist, wenn Eltern traurig sind, sich sorgen. Sie werden öfters alleine sein müssen, müssen vielleicht bei Nachbarn essen oder bei Verwandten übernachten. Der gewohnte Alltag verändert sich plötzlich. Sie werden genau beobachten, ob sich ihre Mutter äusserlich verändert (Haarverlust, Müdigkeit, fahle Hautfarbe, gedrückter Gesichtsausdruck etc.). Wenn den Kindern keine Erklärungen gegeben werden, glauben sie meist, es habe etwas mit ihnen zu tun, fühlen sich schuldig an der Traurigkeit und Abwesenheit der Mutter.

Es ist wichtig mit den Kindern, altersgemäss, zu sprechen, sie aufzuklären.

Was sind nützliche Informationen für die Kinder:

  • wie heisst die Krankheit wie kann man sie heilen (Zeichnungen sind nützlich)
  • was verändert sich bei der Mutter
  • was können Medikamente bewirkten
  • wie geht es bei überstandener Behandlung weiter
  • was wird sich konkret im Alltag ändern

Wichtig ist es, den Kindern verständlich zu machen, dass NIEMAND „Schuld“ an der Krankheit trägt, insbesondere, dass das Kind keine Schuld daran hat und es auf den Krankheitsverlauf keinen Einfluss nehmen kann.

Wichtig auch, dem Kind zu vermitteln, dass Nichts Ihre Liebe zu dem ihm beeinflussen kann.


Lesen Sie die Broschüre  „Mit Kindern über Krebs reden?“ von der Krebsliga Schweiz. Sie enthält viele wertvolle Ratschläge für Kinder jeden Alters mit Erklärungsmodellen, wenn einem die eigenen Worte fehlen. 

Zwei Bücher (nur auf französisch) erklären mit viel Feingefühl das Thema Krebs für Kinder: Gaspard Chimio und sein Freund Robby Radio (3-9 Jahre).

 

Intimsphäre. Ich wünsche mir Zärtlichkeit, mein Partner zieht sich zurück, was tun?


Wie Sie sexuell empfinden und wie Sie sich verhalten, spiegelt sich auf dem Hintergrund Ihrer Lebens- und Lerngeschichte, Ihrer ganz persönlichen Erfahrung.

Eingriffe an der Brust und lebensbedrohliche Erkrankung führen zu einer bedeutsamen Veränderung Ihres Körperbildes und erschüttern Ihr weibliches Selbstverständnis. Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und das Vertrauen in die eigene Attraktivität bilden eine Voraussetzung für den Wunsch nach Sexualität. Umgekehrt behindern Unzufriedenheit  mit seinem Körper, Unsicherheit über die eigene Attraktivität  und Minderwertigkeitsgefühle die Sexualität.

Angst vor Zurückweisung lässt Sie passiv werden, Sie fangen an, dem Sex auszuweichen. Unter Chemotherapie fühlen Sie sich müde, vielleicht ist Ihnen übel. Die Chemotherapie kann Ihre Schleimhäute in der Scheide austrocknen, Angst vor Schmerzen bringt Ihre Lust zum schwinden. Die Chemotherapie kann Sie, wie die endokrine Therapie, in einen Menopausen-Zustand versetzen mit all seinen unangenehmen Begleitsymptomen (Hitzewallungen, Nachtschweiss, Abnahme des sexuellen Verlangens). Der Haarausfall bestätigt Ihnen das Gefühl von Verlust von Weiblichkeit.


So ziehen Sie sich zurück, wagen es nicht auf Ihren Partner zuzugehen, Sexualität zu initiieren.

Ihr Partner seinerseits möchte Sie vielleicht schonen, ist selbst verunsichert, weiss nicht, wie Sie empfinden, traut sich auch nicht zu fragen und verlässt sich auf stille Vermutungen. Er zieht sich ebenfalls zurück und Sie sehen sich darin bestätigt, dass er Sie nicht mehr begehrenswert findet.

So warten Sie beide ab und verharren in unbefriedigter Spannung. Körperliche Entfremdung, Distanzierung, bis hin zu innerlicher und äusserer Trennung können die Folge sein.

Reden Sie miteinander! Teilen Sie Ihre Ängste mit!

Unabhängig vom Operationsmodus und anschliessender Therapie ist nach einer Brustoperation eine erfüllte und befriedigende Sexualität möglich.

Häufig geht in Vergessenheit, dass der Körper für zärtliche und erregende Berührungen empfänglich bleibt und gegenseitiges Streicheln grosse Lust bereiten kann. Dies muss manchmal gemeinsam neu ausprobiert werden.

Sexualität ist möglich auf individuelle Weise und alles erlaubt, wenn es beiden Partner gut tut.

 

Ich bin Single. Wem soll ich mich anvertrauen? Bin ich noch attraktiv, werde ich noch einen Partner finden? Soll ich bei einer neuen Bekanntschaft von meiner Brustoperation sprechen?

 

Ob Single oder in Partnerschaft, ich werde von den gleichen Zweifeln gequält (siehe auch Fühle ich mich noch als Frau?).

 

Freiwilliger Single oder unfreiwilliger Single: richten Sie sich spätestens jetzt ein tragendes soziales Netz ein. Vielleicht können Sie alte Bekanntschaften wieder beleben, vielleicht haben Sie eine Freundin, die Sie nun unterstützen könnte, oder eine Bekannte die zur Freundin werden kann, vielleicht eine nette Nachbarin, die Anteil nimmt. Oder eine Schwester oder Bruder?

 

Auch Eltern können eine grosse Stütze sein. Bei allzu fürsorglichen Eltern besteht allerdings die Gefahr, dass man viel eigene Autonomie abgeben muss, Frau dann wieder zum Kind wird und alte Familienkonflikte wieder aufflammen. Umsorgt werden ist in der akuten Krise, während der belastenden Behandlung wichtig und tröstend. Nachher muss man sich aber seine Autonomie wieder zurückerobern, es wird dann wieder eine erneute Ablösung von den Eltern nötig.

 

Auf Partnersuche? Falls es schwierig ist, einen Partner zu finden, so  dürfen Sie dies nicht ausschliesslich auf Ihre Erkrankung  zurückführen. Trauen Sie einem zukünftigen Partner zu, dass er Sie lieben wird, wie Sie sind.

 

Vielleicht machen Sie sich auch Gedanken, wie und wann Sie einer neuen Bekanntschaft von ihrer Krankheit erzählen sollten. Beim ersten Date würden Sie ihr Gegenüber wohl überfordern, wenn Sie ihm/ihr von Ihrer Krankheit, durchlebtem Leid, Operationen und damit verbundenen Ängsten ausführlich erzählen würden. Spüren Sie aber, dass sich eine ernsthafte Freundschaft entwickelt, sollten Sie vielleicht nicht allzu lange Ihre Erkrankung verschweigen. Die Krankheit ist ein Teil von Ihnen, gehört zu Ihnen und Sie müssen sich deswegen sicher nicht schämen, sondern können stolz sein, dass Sie solch eine einschneidende Lebenskrise durchgestanden haben!

 

Hatten Sie schon vor der Erkrankung Mühe Kontakt aufzunehmen oder war Ihnen in Gruppen unwohl? Warum nicht an einer Gruppentherapie teilnehmen um unbefangene Kontaktaufnahme, Verhalten in einer Gruppe zu trainieren? Gruppentherapie kann sich eignen um sein Selbstwertgefühl aufzubauen, Rollenspiele können zur Vorbereitung für ein bevorstehendes Rendez-vous genutzt  werden.

 

Weitere Informationen und Ratschläge enthält die Broschüre „Weibliche Sexualität bei Krebs“ von der Krebsliga Schweiz.

 

An wen kann ich mich wenden?

 

Seien Sie kein Frosch! Wenden Sie sich an eine Psychoonkologin oder Psychoonkologe, die auf die psychologische Betreuung und Beratung von Frauen während und nach einer Krebsbehandlung spezialisiert sind.

 

 

 

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