Rekonstruktion

Meine verlorene Brust soll wieder sein wie zuvor.


Die plastische Chirurgie bietet oft gute Ergebnisse, kann aber nicht mit „Mutter Natur“ gleichgestellt werden. Das endgültige Aussehen der neuen Brust ist nie vergleichbar mit dem einer gesunden Brust. Die Form der Brust kann wieder hergestellt werden, die Beweglichkeit und die Empfindsamkeit bleiben nach der Amputation eingeschränkt. Allerdings kann man sich mit zwei Brüsten wieder selbstbewusst und ungehindert bewegen beim Sport, beim Kleidereinkauf, in der Wahl der sommerlichen Mode….!


Für die Wiederherstellung einer Brust nach einer Brustkrebsoperation wende ich mich an einen plastischen Chirurgen. Es ist ein Facharzt mit speziellen Kenntnissen (FMH anerkannt), ein Experte für die Brustrekonstruktion. Zudem sollte er Mitglied eines Brustzentrums sein. Wichtig für mich ist es zu wissen, ob er bereits ähnliche Fälle behandelt hat. Meistens kennt und empfiehlt mir der Arzt, der meinen Tumor operiert einen erfahrenen plastischen Chirurgen.


Die Kosten für die Brustwiederherstellung werden von der Krankenkasse bezahlt.


Die Rekonstruktion der Brust hat keinen Einfluss auf die Kontrolle und mögliche Weiterentwicklung des Krebses. Mammografie und die Ultraschalluntersuchung sind bei einer rekonstruierten Brust, mit oder ohne Implantat, genauso zuverlässig wie bei einer brusterhaltenden Operation.


Noch ein wichtiger Hinweis: Wenn die nicht betroffene Brust aus Symmetrieaspekten oder optischen Gründen auch korrigiert werden muss, zahlt diese Intervention die Krankenkasse nicht. Informieren Sie sich rechtzeitig.

 

Wann kann man die Rekonstruktion machen lassen?

 

Um eine weitere Operation mit Narkose zu vermeiden, kann der Wiederaufbau der Brust im ersten Eingriff, direkt im Anschluss an die Amputation durchgeführt werden. Das hat keinen Einfluss auf den Heilungsprozess. Idealerweise wird man dann von zwei Chirurgen gleichzeitig operiert: einem Brustkrebsspezialisten und einem Experten für plastische Chirurgie. Wenn beide Ärzte gemeinsam an der Operation beteiligt sind, kann der plastische Chirurg den benötigten Hautanteil für die Brustrekonstruktion bewahren. Möglicher Nachteil: Man hat direkt nach der Operation eine neue, noch fremde Brust, an die man sich erst gewöhnen muss.


Gut zu wissen: Eine Sofortrekonstruktion kann nur gemacht werden, wenn der Krebs mit hinreichender Sicherheit vollständig entfernt wurde und später nicht nachbestrahlt werden muss. Wird aber eine Strahlentherapie vom Facharzt verordnet, kann die Brustrekonstruktion erst nach Abschluss dieser Behandlung erfolgen.



Es gibt vier operative Methoden, eine Brust wiederherzustellen:

 

Verwendung eines Implantates

 

Nach der Operation wird ein Implantat mit dem Namen Expander unter den Brustmuskel gelegt. Es handelt sich um einen Silikon-Beutel. Die Hülle ist aus stabilem Silikon, darin sind zwei Taschen: Eine ist mit Silikon-Gel gefüllt, die andere ist leer. Die leere Tasche wird ambulant (in der Praxis des plastischen Chirurgen) durch ein Ventil über ein paar Wochen hinweg langsam mit einer pysiologischen Kochsalzlösung gefüllt (dies ist schmerzfrei). Die Haut wird so nach und nach gedehnt und bekommt dadurch ihr Volumen zurück. (Sie erinnern sich: Ein Teil der Brusthaut wird ja zusammen mit dem Tumor entfernt und aus dem Grund ist die Resthaut sehr straff am Oberkörper). Nach ein paar Monaten wird der Expander durch ein kleineres, definitives Silikon-Implantat ersetzt. Dafür ist allerdings eine zweite, kurze Operation notwendig.

 

Dauer der Operation (zusätzlich zur Brustamputation) circa 30 Minuten.

 

Vorteile:

  • Einfache Operation, nicht sehr belastend, kurzer Krankenhausaufenthalt.
  • Keine neuen Narben, da man die der Brustamputation benutzt.
  • Man muss kein Gewebe eines anderen Körperteils dazunehmen.

 

Nachteile:

  • Das Silikon-Implantat ist ein Fremdkörper, der eine entzündliche Reaktion oder reaktive Wucherungen auslösen kann (kleines Risiko). Narbige Verhärtungen können rund um das Implantat entstehen (Kapselfibrose) und vereinzelt Schmerzen hervorrufen. Man operiert in diesem Fall nochmals, schneidet das Bindegewebe heraus und wechselt das Implantat.
  • Zwei Operationen sind nötig: Eine um das Implantat mit Expander anzulegen, die andere, um das endgültige Silikon-Implantat einzufügen.
  • In der Regel ist diese Operationsmethode nach einer Strahlentherapie nicht möglich, da die Haut nicht mehr so dehnbar ist.

 

Verwendung des grossen Rückenmuskels (ev. mit Implantat)

 

Diese Methode wird nach einer Strahlentherapie bevorzugt. Es wird hierfür der Rückenmuskel einer Seite zusammen mit den darüberliegenden Hautteilen entnommen und daraus eine Brust gebildet. Das Blutgefäss, das den Muskel durchblutet, wird leicht versetzt, damit die Ernährung des Gewebes weiterhin aufrechterhalten bleibt (ohne eine Durchblutung würde die Haut und das Muskelgewebe absterben). Die Stelle der Gewebeentnahme am Rücken wird vernäht und führt zu einer zusätzlichen Narbe. Die wird später vom BH-Rückenteil bedeckt.

 

Wenn man am Rücken nicht genügend Körperfett hat, reicht das entnommene Gewebe meist nicht aus, die neue Brust komplett zu füllen. Deshalb bringt man darunter noch ein Silikon-Implantat an.

 

Dauer der Operation (zusätzlich zur Brustamputation) circa 3 - 4 Stunden

Krankenhausaufenthalt: eine Woche

Während 4 -6 Wochen keine grösseren körperlichen Anstrengungen

 

Vorteile:

  • Die Rekonstruktion kann in einer einzigen Operation gemacht werden.
  • Die aufgebaute Brust ist in ihrer Art und Weise (Festigkeit) natürlicher als nur mit einem Implantat.

 

Nachteile:

  • Belastende und lange Operation
  • Einsatz eines Fremdköpers mit einem kleinen Risiko einer reaktiven Bindegewebswucherung (Kapselfibrose).
  • Zusätzliche Narbe auf dem Rücken
  • Da der grosse Rückenmuskel an einer Seite gekürzt wird, kann es vorkommen, dass für gewisse Bewegungen des Armes die Kraft fehlt.

 

Verwendung von Unterbauchgewebe

 

Diese Technik wird auch TRAM Flap genannt. Sie ist für Frauen mit Bauchumfang gedacht. Man kann also eine Brust ohne Implantat aufbauen, wenn man das Bauchfett und Anteile des Bauchmuskels der Bauchregion als Ersatz für die fehlenden Brustweichteile nimmt. Die Gefässe, die den Muskel durchbluten, werden sorgfältig gewahrt und versetzt. Diese Operation ist für Raucherinnen allerdings ungeeignet (die Blutgefässe müssen in einem guten Zustand sein).

Dauer der Operation (zusätzlich zur Brustamputation) circa 4-5 Stunden

Krankenhausaufenthalt: 10 Tage

Während 3 Monaten keine grösseren körperlichen Anstrengungen

 

Vorteile:

  • Wiederaufbau der Brust ohne Fremdkörper
  • Verbesserung der Körpersilhouette durch Verschwinden des Bauches
  • Die Brust fühlt sich natürlicher an als mit einem Implantat

 

Nachteile:

  • Schwierige und lange Operation (transplantiertes Eigengewebe kann abgestossen werden)
  • Durch die Verkleinerung der Bauchmuskeln hat man weniger Kraft im Bauch.

 

Anwendung der Mikrochirurgie

 

Die sogenannte Operation DIEP ist sehr heikel. Um eine Brust wiederherzustellen, entnimmt man vom Bauch die Haut und das Bauchfett, die Arterie und die Vene. Mithilfe eines Operationsmikroskops schliesst man die Arterie und die Vene an Gefässe des Thorax (Brustkorb) an. Leider gelingt das nicht immer, was bedeuten kann, dass man das Transplantat für immer verliert. Diese Methode ist nur für Nichtraucherinnen, Frauen mit einem guten Gesundheitszustand und grösserem Bauchvolumen geeignet.

Dauer der Operation (zusätzlich zur Brustamputation) circa 7 - 8 Stunden

 

Wie wird unsere Brustwarze wiederhergestellt?

 

Die Brustwarze wird bei der Brustamputation entfernt. 6-12 Monate nach der Rekonstruktion tätowiert der plastische Chirurg den Warzenhof in der richtigen Farbe auf die Brust. Um die Brustwarze herzustellen, entnimmt er der anderen Brustwarze etwas Haut und Gewebe. Der Eingriff ist kurz, das kosmetische Ergebnis einwandfrei und ohne Risiko, die Empfindsamkeit ist allerdings eingeschränkter als vorher.

 

Ist die rekonstruierte Brust weniger empfindsam?

 

Ja vor allem weil die Brustwarze fehlt. Aber nicht nur deswegen.

Wenn die Brust durch Rücken- oder Bauchgewebe rekonstruiert wird, beklagen sich viele Frauen über einen Verlust an Empfindsamkeit des transplantierten Gewebes (Sensibilitätsstörung).

Mit einem Implantat gewinnt man die Empfindsamkeit der Brust nach mehreren Monaten, manchmal nach einem Jahr, wieder zurück. Sie fühlt sich allerdings ein wenig kühler an als die andere Brust.

 

Wann wird das Implantat kontrolliert?

 

Früher hat man nach 10 Jahren das Implantat erneuert. Die heutigen Modelle sind allerdings viel besser, halten lange und werden nur im Notfall ersetzt. Bei jeder Kontrolluntersuchung sollte das Implantat überprüft werden, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Wenn ich zwischendurch eine Veränderung an der rekonstruierten Brust feststelle, wende ich mich am Besten gleich an meinen Arzt.

Merke: Die Mammografie und die Ultraschalluntersuchung gelten auch bei einer Brust mit Implantat als zuverlässig. (Das Implantat liegt hinter dem zu untersuchenden Gewebe). Man muss also keine Angst davor haben, dass man ein Rezidiv aufgrund des Implantates übersieht. Im Zweifelsfall verordnet der Arzt eine zusätzliche Magnetresonanzuntersuchung.

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