Schwangerschaft und Brustkrebs

 

Die Inhalte dieser Rubrik wurden in Zusammenarbeit mit PD Dr. med Gilles Berclaz vom Brustzentrum Bern erarbeitet.

 

Kann die Chemotherapie zu Sterilität führen?

 

Die Chemotherapie zerstört bösartige Krebszellen. Dabei werden aber auch gesunde Zellen angegriffen und geschädigt, z.B. Haarwachstumszellen oder Eierstockzellen. Meistens reaktiviert sich mein Zyklus (wie auch mein Haarwuchs) nach der Behandlung wieder. Nur in seltenen Fällen kommt es durch die Chemotherapie zu einer vorzeitigen Menopause (Sterilität). Dieses Risiko ist um so grösser, je näher ich vom Alter her am Beginn der Menopause bin. Heutzutage gibt es glücklicherweise Methoden, die helfen, meine Chancen auf Kinderwunsch zu erhöhen.

 



Mit meinem Arzt sollte ich über meinen Kinderwunsch unbedingt vor der Behandlung reden.

 

 

Methoden zum Erhalt der Fruchtbarkeit:



Schutz der Eierstöcke


Für die Zeit während der Chemotherapie werden die Eierstöcke durch ein Medikament (GnRH-Analoga) in einen künstlichen Ruhezustand versetzt. Dadurch werden sie von der Chemotherapie weniger beeinträchtigt. Die Chance, dass sie nach Abschluss der Behandlung wieder normal funktionieren, ist sehr hoch.

 

Einfrieren der Eizellen


Es werden mir Eizellen entnommen. Wenn ich einen festen Partner habe, werden sie von ihm befruchtet (in vitro Befruchtung) und danach tief gefroren. Habe ich keinen festen Partner, werden meine Eizellen direkt tiefgefroren. Die Erfolgsaussichten sind dabei geringer. Die Eizellen werden in einem Labor für mehrere Jahre aufbewahrt. Nach der Behandlung werden die befruchteten Eizellen wieder in meine Gebärmutter eingepflanzt.

 

Einfrieren der Eierstöcke


Es wird ein Teil der Eierstöcke entnommen und mehrere Jahre eingefroren. Dieser Eingriff kann zur selben Zeit wie die Brustoperation gemacht werden. Nach Abschluss der Behandlung wird das Gewebe dem Eierstock zurückgeführt. Das Organ kann wieder seine Arbeit aufnehmen.

 

Diese Methoden werden erst seit ein paar Jahren eingesetzt. Aussagen zu ihrer Wirksamkeit fehlen. Die Erfolgsaussichten liegen noch weit unter 100 %.

 

Kann ich nach dem Brustkrebs Kinder bekommen?

 

Ja, ich kann schwanger werden, unter der Bedingung, dass ich keine Metastasen habe und mein Zyklus wieder wie gewohnt, nach Abschluss der Chemotherapie, einsetzt. Gemäss vorliegenden Studien gibt es während der Schwangerschaft kein Gesundheitsrisiko für das ungeborene Kind. Viele Frauen in der Schweiz haben eine Schwangerschaft positiv überstanden. Eine Schwangerschaft bedeutet kein erhöhtes Rückfallrisiko für Brustkrebs. Allerdings verfügt die Ärzteschaft noch über wenig Informationen zu diesem Thema.

 

Achtung: Eine Chemotherapie hat jedoch Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Wenn ich also meinen Kinderwunsch nach der Behandlung erfüllen möchte, sollte man im Vorfeld Massnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit wählen.

 

Wichtig ist, auf das richtige Timing zu achten! Um schwanger zu werden, muss die Chemotherapie (4-6 Monate) und die Hormontherapie (5 Jahre) abgeschlossen sein. Danach sollte nicht zu lange gewartet werden, denn ein unerwünschter Nebeneffekt der Chemoherapie ist ja das frühzeitige Eintreten der Menopause.

 

Darf ich auch während der Krebsbehandlung schwanger werden?

 

Nein. Eine Schwangerschaft während der Strahlentherapie, der Chemotherapie und der Hormontherapie ist wegen des erhöhten Risikos einer Fehlbildung oder Schädigung des Neugeborenen nicht sinnvoll. Sichere und geeignete Verhütungsmethoden sind Präservativ und Spirale (die Hormonpille ist ungeeignet, da sie den Krebs stimuliert). Während der Chemotherapie setzt im Allgemeinen mein Zyklus aus, so dass es selten, aber nicht völlig unmöglich ist, schwanger zu werden.

 

Mein Krebs wurde zu Beginn der Schwangerschaft diagnostiziert, muss ich abtreiben?

 

Die Ärzte empfehlen eine Abtreibung in Betracht zu ziehen, denn die Schwangerschaft verschärft den aggressiven Charakter des Brustkrebses. Dadurch werden meine Chancen auf Heilung verringert. Das Stadium des Krebses (Frühstadium oder fortgeschrittenes Stadium) spielt sicherlich bei der Entscheidung eine Rolle, ebenso wie mein Alter und die Chancen auf eine Schwangerschaft nach einer 5 bis 6jährigen Behandlung. Aber die Entscheidung liegt niemals bei den Ärzten, sondern ganz und gar bei mir.

 

Wenn ich mich entscheide, das Kind zu behalten, findet die Operation zur Beseitigung des Tumors im zweiten Drittel der Schwangerschaft statt. Die anschliessende Chemotherapie kann auch während der Schwangerschaft durchgeführt werden, allerdings mit Medikamenten, die für schwangere Frauen zulässig sind. Vorliegende wissenschaftliche Studien zeigen, dass dies nicht schädigend für das Neugeborene und seine Entwicklung ist. Anschliessend wird die Geburt vorzeitig eingeleitet, um Therapiezeit zu gewinnen und möglichst rasch mit der Strahlentherapie und gegebenenfalls einer Hormontherapie zu beginnen.

 

Mein Krebs wurde gegen Ende meiner Schwangerschaft diagnostiziert. Was ist zu tun?

 

Wenn der Krebs im letzten Drittel der Schwangerschaft festgestellt wird, muss die Operation zur Beseitigung des Tumors sofort stattfinden. Anschliessend leitet man eine vorzeitige Geburt ein, um wieder mehr Zeit für die Therapie des Brustkrebses zu gewinnen. Die Chemotherapie, gefolgt von der Strahlentherapie und der Hormontherapie, beginnt unmittelbar nach der Geburt.

 

Wie verhütet man nach dem Brustkrebs?

 

Sichere und geeignete Verhütungsmethoden sind Präservativ und Spirale. Die Einnahme der Hormonpille ist ungeeignet, da sie die Entwicklung des Tumors vorantreibt.

 

@2011-2016 - forum du sein